Jetzt haben wir sogar schon 3 mal über Luft geredet und tun es noch ein viertes Mal. Das letzte Mal stand der Ventilatorentausch aus Energiespar-Sicht im Mittelpunkt. Aber es gibt noch viel mehr Effekte, die wir heute mal darstellen möchten.
Sie erinnern sich, der Mensch verbringt durchschnittlich 80 Prozent seiner Zeit in Gebäuden, wie z.B. in den eigenen 4 Wänden, im Büro, im Einkaufszentrum, in der Sporthalle oder im Restaurant. Diese Gebäude werden aus energetisch sinnvollen Gründen immer luftdichter gebaut.
Schadstoffe aus dem Teppichboden, aus technischen Geräten, wie PCs, Laptops und Druckern oder verbrauchte Atemluft können deshalb nicht mehr ausreichend abgeführt werden. Dabei heizen sich moderne Gebäude durch den vermehrten architektonischen Einsatz von Glas und die entsprechende Sonneneinstrahlung sowie zunehmende innere Wärmelasten, beispielsweise durch elektronische Systeme, immer schneller auf.
Die Lösung sind die Klima- und Lüftungsanlagen, diese Raumlufttechnische (RLT-) Anlagen schaffen hier Abhilfe. Bei allen diese Gebäudetechnikanlagen können sich Abnutzungserscheinungen bemerkbar machen. Um Störungen oder gar Ausfälle zu verhindern, ist es deshalb wichtig, die Hausinstallationen ab dem Zeitpunkt der Inbetriebnahme regelmäßig zu warten. Dadurch verlängert sich nicht nur die Lebensdauer der Anlagen, auch Ausfallzeiten können verhindert werden. Zudem können durch die wiederholte Überprüfung der Anlagen der Energieverbrauch gering gehalten und die Hygienestandards gewährleistet werden.
Eine optimale Luftverteilung gehört zu den wichtigsten Leistungsmerkmalen einer RLT-Anlage, wie eine Raumlufttechnische Anlage gerne abgekürzt wird. Damit erreichen allerdings auch Schadstoffe "effizient in jeden Winkel eines Gebäudes", sagt Professor Uwe Franzke, Geschäftsführer des Instituts für Luft- und Klimatechnik in Dresden.
Blätter, Tierhaare, Hautschuppen und Blütenpollen hat er in seiner Praxis als Gutachter in RLT-Anlagen schon vorgefunden. Häufig werden aber nicht nur Schmutz und Allergene durch die Lüftung in der Raumluft verteilt, sondern auch zuvor angesaugte Viren und Bakterien, was die Ansteckungsrate nach oben schnellen lässt. Das spricht für die Wichtigkeit einer korrekten Wartung, gemäß der geltenden Vorschriften.
Bei einem Unternehmen in der Lebensmittelherstellung war in der RLT-Anlage ein Sensor nicht funktionsfähig. Das führte dazu, dass der Lüfter 18 Monate durchgelaufen ist. Der Fehler wurde im Rahmen einer Standard Inspektion identifiziert.
Nach der neuen Energieeinsparverordnung EnEV 2009 müssen RLT-Geräte eine maximale spezifische Ventilatorleistung von 2 000 W/(m³/s) entsprechend der SFP Klasse 4 (Specific Fan Power) gemäß EN 13779 einhalten. Im Durchschnitt liegen die SFP-Werte der Zuluftgeräte bei 1 916 W/(m³/s) und der Abluftgeräte bei 1 571 W/(m³/s). Im gewichteten Mittel beträgt der mittlere SFP-Wert pro Ventilator dabei 1 764 W/(m³/s).
Damit umfasst die jährlich neu installierte Leistung von zentralen RLT-Geräten bis zu 724 MW, wenn man eine Leistungsaufnahme von 7,30kW pro durchschnittlichem RLT-Zuluftgerät und 5,77kW pro Abluftgerät ansetzt und berücksichtigt, dass rund 80,9% der Geräte zwei Ventilatoren (Zu- und Abluft) besitzen und 13,3% reine Zuluft- und 5,8% reine Abluftgeräte sind.
Um auf das oben genannte Beispiel zurückzukommen kann man (theoretisch und nicht genau kalkuliert) von 724 MW mal 1,5 ist gleich 1.086 MW. Geht man von 50% Laufleistung bei regulären Betrieb aus, so bleiben immer noch 543 MW unnütz verbrauchte Energie und unnütz bezahlte Energie in Höhe von geschätzten € 200.000,- ausgehen und es wird mit den steigenden Energiekosten noch teurer.
Um sicherzustellen, dass Anlagen kosteneffektiv und umweltfreundlich betrieben werden, müssen vorab die Prioritäten für den Service bestimmt werden. Bei der Zusammenstellung der entsprechend notwendigen Service-Aufgaben wählt der Kunde, wie die Kosten verteilt werden sollen.
Umfassende Diagnose der Anlagenteile mittels optischer und akustischer Prüfung, ergänzt durch Messungen von Temperatur, Feuchte, Druck und Leistung als Planungsbasis für Wartung und Instandsetzung und zur Prävention von Ausfällen.
- Inspektion
Umfassende Diagnose der Anlagenteile mittels optischer und akustischer Prüfung, ergänzt durch Messungen von Temperatur, Feuchte, Druck und Leistung als Planungsbasis für Wartung und Instandsetzung und zur Prävention von Ausfällen.
- Wartung
Optimierung der Wartungsvorgänge zur Sicherstellung einer maximalen Lebensdauer der Anlagen und zur Senkung der Betriebskosten.
- Instandsetzung
Frühzeitiges Erkennen und Ersetzen von intensiv beanspruchten Einzelteilen der Anlagen zur Gewährleistung einer hohen Verfügbarkeit.
- Störungsbehebung
Schnelle und fachgerechte Diagnose und Störungsbehebung durch unsere kompetenten und schweizweit verfügbaren Service-Techniker.
- Betriebsoptimierung
Betriebsoptimierung durch Analyse bestehender Anlagen und Anpassung der Leistung, Steuerung und Regulierung für den Fall veränderter Betriebsbedingungen inklusive Optimierung des Energieverbrauchs und der Kosten.
Die Wartung der Raumlufttechnischen Anlagen und Geräte sind entsprechend den Vorgaben der aktuell gültigen Fassung der VDI-Richtlinie 6022 durchzuführen. Diese gilt für alle raumlufttechnischen Anlagen und -Geräte sowie deren zentralen und dezentralen Komponenten, welche die Zuluft Qualität beeinflussen. Sie gilt aber auch für Abluftanlagen, wenn diese die Zuluft Qualität im Raum beeinflussen können.
Anfang 2018 ist eine grundlegend überarbeitete Fassung in Kraft getreten, die zeigt dass die VDI 6022 ein exemplarisches Beispiel dafür ist, dass Industrieimmobilien und -anlagen immer komplexere Anforderungen an die Unterhaltung und an die technische Betreuung stellen.
Resümee
Wird die vorgeschriebene Wartung vergessen oder missachtet, kann die Berufsgenossenschaft Bußgelder in Höhe von bis zu 25.000 Euro verhängen. Nicht selten liegt auch ein Verstoß gegen die Energiesparverordnung (EnEV) vor. Vonseiten der dafür zuständigen Gewerbeaufsicht droht ein Bußgeld in Höhe von bis zu 15.000 Euro. Auch der Versicherungsschutz kann gefährdet sein.
Vielen Betreibern von Raumlufttechnischen Anlagen ist auf Grund der komplexen Anforderungen nicht klar, dass Service und Wartung trotzdem viele positive Effekte haben und ein wesentlicher Erfolgsfaktor für die Unternehmen sein können.
Effekt | Beschreibung | Auswirkung |
1. Ökonomische Effekte | Weniger Verschleiß bedeutet weniger Reparaturen, weniger Störungen und Ausfälle; geringerer Energieverbrauch bedeutet weniger Kosten. | Direkte Kosteneinsparungen (Opex) für den Betreiber |
2. Hygienische Effekte | Sicherstellung der Luftqualität, Gesundheitsvorsorge und Sauberkeit der Oberflächen durch professionelle Reinigung der Lüftungsanlage. | Gesündere und leistungsfähige Mitarbeiter ist gleich Mehr-Umsatz |
3. Sicherheitseffekte | Gewährleistung des Brandschutzes und der Ausfallsicherheit, d. h. keine Gefährdung der Fortsetzung des Betriebes bzw. der Produktion. Ausfall bedeutet unter Umständen kein Betrieb und somit kein Umsatz. | Vermeidung von Betriebsstilllegungen und Umsatzausfällen |
4. Ökologische Effekte | Längere Lebensdauer der Anlagen und Installationen und außerdem weniger Ressourcenverbrauch bedeutet nachhaltigere Nutzung der Technologie. | Direkte Kosteneinsparung (Capex) für den Betreiber |
Der Autor
Marco Vaudlet ist Geschäftsführer und Inhaber bei der HTM. Nach seiner Ausbildung als Heizungs- und Lüftungsbauer gründetet er im Jahr 2000 die HTM GmbH & Co. KG. Aufgrund seiner zwei Jahrzehnte langen Erfahrung in den Bereichen Wartung, Management und Digitalisierung denkt Marco die Wert-Erhaltung von Gebäudetechnischen Anlagen neu. Dieses Thema ist, nicht nur in Pandemie-Zeiten, ein wichtiger Bestandteil von Qualitätsmanagement & Zertifizierung. Sein nachhaltiges Denken setzt er jeden Tag mit seinem Expertenteam zum Vorteil für die HTM Kunden um.